Tee selbst anbauen – in Deutschland mit Minze, Brennnessel, Zitronenmelisse etc. möglich

Tee selbst anbauen – in Deutschland mit Minze, Brennnessel, Zitronenmelisse etc. möglich

Der Winter steht wieder vor der Tür. Wer sich jetzt in der kalten Jahreszeit einen heißen Tee gönnen möchte, sollte auch eine ebenso genussvolle wie nachhaltige Alternative zum herkömmlichen Tee kennenlernen. Selbstgemachter bzw. selbst angebauter Tee! Zahlreiche Kräuter und heimische Pflanzenarten eignen sich hervorragend für die Zubereitung und versprechen einen nicht nur gesunden Teegenuss.

Echter, traditioneller Tee wächst primär in tropischen Regionen und gedeiht dort vorzugsweise unter Schatten spendenden, großen Bäumen. Mittlerweile gibt es jedoch Teepflanzen, die das vergleichsweise raue Klima Zentraleuropas verkraften und daher in unseren Breitengraden angebaut werden können. Wer einen frostgeschützten Bereich in seinem Garten hat, kann sich also auch an den Anbau “echter” Teepflanzen wagen. Wichtig ist hierbei, dass die Pflanzen in saurer Erde mit einem pH-Wert zwischen 4,5 und 6 gepflanzt werden. Der Nachteil: die Teepflanze benötigt sehr lange, bis sie ausgewachsen ist und eine nennenswerte Menge Teeblätter geerntet werden können. Auch Fermentierung, Trocknung und Lagerung sind etwas aufwendiger.

Tee aus heimischen Kräutern

Tee selbst anbauen – mit Kräutern aus dem eigenen Garten

Eine recht einfache, aber ebenso genussvolle Variante sind Tees aus heimischen Kräutern und Heilpflanzen. Diese Kräutertees lassen sich mit einer Vielzahl von heimischen Pflanzen herstellen und bieten die Möglichkeit, kreative Mischungen für Ihren ganz persönlichen Lieblings-Kräutertee herzustellen! Der Vorteil: nicht nur, dass viele Kräuter bei uns heimisch sind und ein leckerer Kräutertee gerade in der kalten Jahreszeit wunderbar wärmt – auch können einige Kräuter aus der Naturheilkunde Gesundheit und Wohlbefinden fördern.

Wer nicht nur auf die traditionellen Schwarz- oder Grünteesorten setzt, kann mit Kräutertees herrlich wohltuende und geschmackvolle Tees zubereiten. Im Grunde genommen handelt es sich bei einem Kräutertee nicht um einen “echten” Tee, sondern vielmehr um einen Aufguss.

Für den Anbau im heimischen Garten oder auf dem Balkon sind Minze, Zitronenmelisse, Bergamotte oder Goldmelisse, Holunderblüten, Fenchelsamen oder natürlich Kamille bestens geeignet. Probieren sollten Sie auch Zubereitungen aus Lavendel, Salbei, Malvenblüten, Birkenblätter oder Hopfenblüten.

Selbstanbau oder kaufen?

Viele Kräuter kann man natürlich auch in der Apotheke sowie in zahlreichen Online-Shops kaufen. Diese sind bereits getrocknet und fein geschnitten. Reizvoller mag jedoch der eigene Anbau sein. Dazu braucht es nicht unbedingt ein eigener Kräutergarten zu sein. Auch auf dem Balkon lassen sich einige pflegeleichte Kräuter und Heilpflanzen kultivieren. Selbst angebaute Kräuter lassen sich frisch oder getrocknet für eine Vielzahl aromatischer Kräutertees nutzen – und der eigene Anbau ist in der Regel ein Kinderspiel.

Frische Blätter oder getrocknet?

Grundsätzlich gilt, je frischer die Pflanzenteile, desto aromatischer und intensiver fällt der Geschmack bei der Zubereitung aus. Wer möchte, kann Blätter und Triebe auch noch kleinschneiden, um möglichst viele Aroma- und Inhaltsstoffe zu erhalten. Bei getrockneten Kräutern oder Kräutermischungen sollte man immer auf deren Geruch achten. Riecht die Mischung muffig, kann das ein Hinweis auf Schimmelbefall sein und sollte dann auf keinen Fall mehr verwendet werden. An dieser Stelle sollte auch darauf hingewiesen werden, dass es bei Personen mit Allergien oder etwa einer Schilddrüsenerkrankung immer ratsam ist, vor dem Genuss von Kräutertees einen Arzt zu befragen.

Eine kleine Liste der Kräuter und Pflanzenteile

  • Minze
  • Brennnessel
  • Zitronenmelisse
  • Goldmelisse auch Bergamotte
  • Kamille
  • Baldrian
  • Holunderblüten
  • Blätter von Himbeeren und Brombeeren
  • Fenchelsamen
  • Salbei

aber auch Birkenblätter, die Blüten der Malve oder Rosenblätter eignen sich für die Zubereitung eines Aufgusses.

Ergänzen lassen diese Kräuterzubereitungen zum Beispiel mit:

  • Thymian
  • Lavendel
  • Rosmarin
  • Oregano
  • sowie Zitronen- und Orangenschalen

Besonders beliebte Kräuter für den Selbstanbau

1. Die Zitronenmelisse

Die Zitronenmelisse ist einer der Klassiker unter den Teekräutern. Die winterharte Pflanze ist ausgesprochen pflegeleicht und starkwüchsig. Deshalb ist der Anbau im Garten der Kultivierung im Topf vorzuziehen. Möchte man trotzdem Zitronenmelisse auf dem heimischen Balkon kultivieren, muss die Pflanze von Zeit zu Zeit umgetopft werden. Achten Sie darauf, dass die Ernte vor der Blütezeit erfolgen sollte, um ein gutes Geschmackserlebnis zu erzielen. Für einen aromatischen Kräutertee einfach einige Blätter und Triebe abschneiden und mit heißem, nicht kochendem Wasser übergießen.

2. Die Minze

Die Minze ist ebenfalls ein vermehrungsfreudiges Gewächs, das auch im Schatten problemlos wächst. Sie eignet sich ebenfalls ausgezeichnet, um in einem Pflanzkübel auf dem Balkon angebaut zu werden. Da die Minze frischen, nährstoffreichen Boden und feuchte Erde mag, wäre der Anbau am Ufer eines Teiches perfekt. Es gibt übrigens eine Vielzahl von Minzsorten, die alle leicht in unseren Breitengraden angepflanzt werden können. Idealerweise pflanzt man die Minze im Frühling an. Die Minze entfaltet ihr ganzes Aroma am besten frisch gepflückt, aber auch getrocknet ist die Minze eine beliebte Heil- und Teepflanze mit hohem Menthol-Gehalt.

3. Brennnessel

Über diese Pflanze und ihren “Anbau” muss man eigentlich nicht viele Worte verlieren. Eher ungeliebt ist die Brennnessel mit ihrem hohen Eisenanteil und entzündungshemmender Wirkung eine wertvolle Heilpflanze. Mild-würzig und leicht süß lässt sich die Brennnessel frisch oder getrocknet als Aufguss verwenden. In Kombination mit Honig oder Zitrone ein herrlicher Kräutertee-Genuss. Zu beachten ist, dass die jungen, frischen Blätter idealerweise im Frühjahr / Sommer gepflückt werden sollten, denn im Verlauf des Jahres nimmt der Nitratgehalt zu und der Geschmack verliert an Charakter und Süße. Beim Pflücken (nur die obersten Triebspitzen) natürlich auf die Brennhaare, die Ameisensäure enthalten, achten und Gartenhandschuhe nutzen.

4. Echte Kamille

Die Kamille ist eine ausgesprochen pflegeleichte, winterharte Nutzpflanze. Sie wird zwischen März und August ausgesät und benötigen einen sonnigen oder leicht schattigen Platz. Sie wächst auf sandigen, mageren Böden und gedeiht problemlos in Pflanzkübeln oder Balkonkästen. Um ein möglichst intensives Aroma zu genießen, empfiehlt sich, die Blüten am 3. bis 5. Tag nach dem Aufblühen zu pflücken. Der leicht süßliche Geschmack lässt ich mit Honig oder Zitrone kombinieren und wirkt bei Schlaflosigkeit und Stresssymptome.

5 Goldmelisse oder Bergamotte

An einem sonnigen oder halbschattigen Ort mit nährstoffreichem Boden wächst diese Pflanze im heimischen Garten. Ursprünglich aus Nordamerika stammend, ist das zitronig-würzige Kraut perfekt für einen wohlschmeckenden Kräutertee geeignet. Die frischen oder getrockneten Blätter und Blütenköpfe haben einen ganz charakteristischen, frischen, zitrusartigen Geschmack und lassen sich hervorragend mit Minze kombinieren. Die Aussaat der Samen erfordert etwas Erfahrung und sollte vorzugsweise im März erfolgen. Die Goldmelisse kann dabei auch problemlos in Töpfen mit größerem Volumen angebaut werden.

Kräutermischungen – auf was man achten sollte

Bei der Herstellung von Kräutermischungen können Sie Ihre ganze Kreativität entfalten. Grundsätzlich ist es reine Geschmacksache, welche Pflanzen oder Kräuter zusammenpassen – wichtig ist nur, dass die Kräuter auch wirklich genießbar sind. Als Faustregel gilt:

  • weniger ist mehr: Eine Kräutermischung sollte aus nicht mehr als 3-5 Kräuter bestehen, um ein eindeutiges Geschmackserlebnis zu erzielen.
  • Das Hauptkraut sollte den wesentlichen Anteil an der Mischung erhalten – dies gilt für die erwünschte Wirkung ebenso wie für den geschmacklichen Aspekt ihrer Kräutertee-Mischung.
  • Für den Winter sollten bereits in den Sommermonaten ein Vorrat getrockneter Kräuter angelegt werden. Achten Sie unbedingt darauf, dass die getrockneten Kräuter keiner Feuchtigkeit ausgesetzt werden.
  • Probieren Sie verschiedene Mischungen aus. Starten sie mit kleinen Mengen und lassen Sie ihrer Experimentierfreude freien Lauf.

Die Sage vom ersten Tee der Welt

Die Sage vom ersten Tee der Welt

Eine der vielen Legenden, die sich um den Tee und seine Geschichte ranken, besagt, dass der Tee vor rund 5000 Jahren “entdeckt” worden sei. Einst sollte der legendäre chinesische Yan-Kaiser Shénnóng oder Shen Nung – was so viel wie “der göttliche Bauer” bedeutet – den Tee erfunden haben. Ob sich die Geschichte um den legendären Yan-Kaiser wirklich so zugetragen hat, werden wir wohl nie erfahren, jedoch spricht einiges dafür, dass an der Legende über die Entstehung des Tees wohl etwas dran sein dürfte.

Kaiser Shennong / Depositphoto

Der legendäre Kaiser, der als Vater der chinesischen Landwirtschaft gilt, soll sein Volk gelehrt haben, wie man Getreide anbaut, um sich selbst zu ernähren. Ferner soll er unzählige Kräuter probiert und katalogisiert haben, um deren medizinischen Wert zu beurteilen und der Bevölkerung zugänglich zu machen. Während er hunderte von Heil- und Giftpflanzen im Selbstversuch ausprobierte, soll er – so die Legende – auf den Tee gestoßen sein, der als starkes Gegenmittel gegen die Vergiftung durch mehr als 70 verschiedenen Pflanzenarten eingesetzt werden könne.

Eines Tages, so erzählt man, sei Shen Nung bei einer seiner Zubereitungen einige Blätter von einem brennenden Teezweig (chá 茶) in einen Kessel voll kochendes Wasser gefallen. Der Kaiser bemerkte daraufhin einen angenehmen, köstlichen Duft, der aus dem Kessel mit heißem Wasser aufstieg. Angetan vom Aroma und seiner goldbraunen Färbung soll Shen Nung in der Folge herausgefunden haben, dass diese Teezubereitung ihn vor der Wirkung schädlicher Toxine zu schützen vermag. Außerdem – so sagt man – habe der Genuss von Tschai (Tee) ihm ein stattliches Alter von über 120 Jahren beschert.

Was sich um das Jahr 2737 v. Chr. ereignete, gilt allgemein hin als die Entstehungsgeschichte des Tees. Zwischen 500 und 800 nach Christus sollen buddhistische Mönche unter ihren weiten, gelben Gewändern den Tee über die Grenze nach Japan geschmuggelt haben. Jedoch brauchte es noch über 1000 Jahre, bis der Tee in Europa ankam.

Niederländische Seefahrer der Ostindien-Kompanie brachten den ersten grünen Tee mit einer Ladung im Jahre 1610 nach Amsterdam. Zwar war der Tee in jener Zeit wohl eher noch ein Getränk des Adels, aber der Siegeszug des Tees konnte nicht mehr gestoppt werden. Im 18. Jahrhundert wuchs die Nachfrage nach Tee in Europa stark und die Britische Ostindien-Kompanie erlangte eine klare Vormachtstellung im Teehandel. So machte der Tee um 1750 bereits ein Viertel der Gesamtexport der Britischen Ostindien-Kompanie aus.

Erst Mitte des 18. Jahrhunderts gelangte der erste Tee von den Niederlanden nach Deutschland; genauer gesagt nach Ostfriesland, wo sich in der Folge eine eigene Teekultur entwickelte. Tatsächlich entwickelte sich aus der Liebe zum Tee in Ostfriesland eine der ältesten Teekulturen in Europa – eine Tatsache, die auch von der UNESCO durch die Aufnahme als immaterielles Kulturerbe hervorgehoben wurde. Heute übertreffen die Ostfriesen in Sachen Teekonsum sogar die Briten! Um gut 100 Liter Tee pro Kopf und Jahr übersteigt der Teekonsum in Ostfriesland den Pro-Kopf-Verbrauch in England.